Neue Lieder auf Plattdeutsch Teil 2/5: Dat rüückt schnåksch.

Klebrig… das ist ein Wort, das ich abseits der eigentlichen Bedeutung immer mehr nutze, wenn ich beschreiben will, dass es im Handeln oder im Denken eines anderen irgendwie seltsam zugeht. Wenn einer zum Beispiel herumläuft mit der These, man könne dies oder jenes ja gar nicht mehr sagen, dann aber seine These, dass man ja dies oder jenes gar nicht mehr sagen könne, überall breit tritt – in der Zeitung, im Fernsehen, in Büchern – und sich entweder dabei gar nicht bewusst ist, was er da für einen Unsinn verzapft, oder einfach nur Kasse machen will. Oder, viel schlimmer, den Diskurs aus Angst vor Widerspruch ideologisch so beeinflussen will, dass Leute am Ende wirklich glauben, es gäbe Rede- oder Denkverbote. Das ist klebrig und wer sich mit solchen Leuten gemein macht, der macht sich schmutzig. Wir müssen das hier nicht ausdiskutieren, aber vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es immer gut ist, sich einer Diskussion zu stellen, besser jedenfalls, als stattdessen von Denk- oder Redeverboten zu fantasieren. Und darauf, dass es absurd ist, öffentlich in allen Medien die Sachen zu sagen, von denen man behauptet, sie nicht mehr sagen zu dürfen.

Das zumindest war die Grundlage für dieses Lied. Mein Held erlebt solche Menschen, nimmt neugierig zur Kenntnis, wieviel Öffentlichkeit sie mit ihrem Unfug erhalten, und obwohl seine Frau ihn davor warnt, dass so eine Nabelschau abfärben könnte, will der Held des Textes am Ende doch mitmachen. Er fängt klein an, damit nämlich, sich selbst erstmal richtig gut zu finden und genau das allen zu erzählen. Die Zeitung jedenfalls ist interessiert. Und dann, dann geht es schief. Sagt seine Frau.

Schöne Wörter: „schnåksch“ im Sinne von komisch, seltsam… „schietig“ im Sinne von dreckig… „Dummtüüch“ – Blödsinn… „Flüm“ für Furz… „antern“ für antworten.

Dat rüückt schnåksch.

In mien Zeitung läs ik, ein hett secht,
dat, wat ein anner secht hett tau dat,
wat ein secht hett tau dat wat dor west is,
orrer west sien künn orrer wat ein måkt
Dat, wenn ein dat so secht, dat akkeråt dat Gägendeil is
vun dat, wat nu secht warden sall,
bloots dat ein dat hüt all gor nich mihr seggen kann
un denn is de Zeitungssiet vull

Dat rüückt schnåksch. Dat klääft un backst.
Mien Fru secht, pass up, bi all dat Dummtüüch, dat du di nich schietig måkst.

Nu hett de ein noch in Fiernseiher secht,
dat, wat ein hürt hett, wat secht wür´ tau dat,
wat dor west is orrer wat dor west sien künn
un wat ein nu woll dorbi måkt,
Dat wenn ein dat so secht, dat akkeråt dat Gägendeil is
vun allens, wat woll wohr is un klauk
bloots dat ein dat hüt all gor nich mihr seggen kann
un worüm, dat steiht all hier in dit Bauk.

Dat rüückt schnåksch. Dat klääft un backst.
Mien Fru secht, pass up, bi all dat Dummtüüch, dat du dich nich schietig måkst.

Nu heff ik denn ein noch in Internet seihn
up Plakåten, in´t Kino, bi Faslam in´ne Bütt
hett ein vertellt, wat tau seggen verbåden is
Ik heff mi dacht, dor måk ik mit…
Nu steiht up mien Jack, Ik bün ein Geschenk för de Welt
Mien Flüm rückt nå Jasmin
Ein vun de Zeitung hett dat ok all seihn,
Wi hebben morgen ein Termin.

Dat rüückt schnåksch. Dat klääft un backst.
Mien Fru secht, ik heff di worschucht,
Nu hest du di schietig måkt.

Dat du nu dat Mul mi stoppen wist,
dat, sech ik, heff mi dacht…
Un sei antert, dat Mul is dat ein…
un nu Gaude Nacht.

ALLE LIEDER AUF PLATT

Und hier die anderen Beiträge zu den einzelnen Liedern.

Neue Lieder auf Plattdeutsch Teil 1/5: De lütt dreieckig’ Diern

Neue Lieder auf Plattdeutsch Teil 2/5: Dat rüückt schnåksch.

Neue Lieder auf Plattdeutsch Teil 3/5: Let the Schuen´boehn burn

Neue Lieder auf Plattdeutsch Teil 4/5: De letzt´ grote Swienfisch

Neue Lieder auf Plattdeutsch Teil 5/5: Ik heff ehr verklort

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