Podcasts aus MV: Wasser marsch!

Stellen Sie sich vor, da zündet jemand einen Haufen Bauholz an, in ein paar Containern, die auf ausgefeilte Weise verbunden sind, und Sie müssen da rein. Und Sie machen das auch noch. Freiwillig. Wenn das so ist, dann sind Sie entweder nicht ganz bei Trost, oder bei der Feuerwehr. Und im Umgang mit Atemschutzgeräten ausgebildet. Sie haben Fragen? Verständlich. Antworten gibts in der Ausgabe 5 des Feuerwehrpodcasts „Wasser marsch“ mit Alexander Stuth.

Das Setting: Die Synthie-Fanfare des Formatradios „Ostseewelle Hitradio Mecklenburg-Vorpommern“ läutet die Folge ein – Reporter und in diesem Fall Moderator Alexander Stuth erzählt etwas zum Thema, weist auf Gewinnspiele hin, stellt eine neue Frage oder gibt Gewinner bekannt. Manchmal haben Freiwillige Feuerwehren im Land neue Technik bekommen – auch das hat noch Platz in der Einleitung, wird aber gern auch den Nachrichten mitten in der Sendung überlassen. Drumherum fragt Alexander Stuth Leute aus – eine Folge dauert um die 20 Minuten – sieben Folgen sind Stand heute erschienen, jeweils im Zweiwochen-Rhythmus.

„Wasser marsch!“ ist Spezialistenfutter. Futter für Feuerwehrleute, oder die, die es werden wollen. Für Leute, die sich wirklich für die Feuerwehr interessieren. Als Laie aber hab auch ich schon einiges erfahren, das sonst an mir vorbei gegangen wäre, ich habe aber auch prinzipiell Spaß am nerdigen Tonfall der Feuerwehrleute, an den vielen lustigen Fachbegriffen und -formulierungen. Ich weiß jetzt, dass das neue Waldbrandlöschfahrzeug namens Brandenburg sein eigenes Fahrwerk mit Wasser besprühen kann, um es im brennenden Gelände zu kühlen. Oder, dass es locker mal durch 1.20m tiefes Wasser fahren kann. Ich weiß, wie es für einen Kreisfeuerwehrchef war, als er stellvertretend für alle Einsatzkräfte die „Goldene Henne“ überreicht bekam – für den Einsatz beim gewaltigen Waldbrand in der Lübtheener Heide. Und bei einem Gewinnspiel hätte ich teilnehmen können, weil ich aufgepasst hab und weiß: in Lübesse, im FTTZ, wird mit Holz gefeuert.

Moderator Alexander Stuth ist selbst Feuerwehrmann – Maschinist um genau zu sein. Das heißt: er kann mitreden, wird ernst genommen. Als DJ legt er gern auf Feuerwehrfesten auf, ist bekannt im Land. Für seinen Sender sichert er sich mit diesem Podcast ein gutes Verhältnis zu einer wichtigen Zielgruppe: Feuerwehrleute sind nämlich medial umschwärmt. Hat drei Gründe: Ihr Ehrenamt ist essentiell für die Gesellschaft: wenns mal brennt, wenn nach einem Sturm die Bäume von den Straßen müssen, oder ein Auto aufgeschnitten werden soll, nach einem Unfall. Die Feuerwehr ist essentiell für die Dörfer: ihretwegen gibts ein Dorfgemeinschaftshaus, weil das so gut als Anbau ans Feuerwehrhaus passt, die Feuerwehr macht Angebote schon für Kinder und das Bier schmeckt an einem lauen Sommerabend vor dem geöffneten Hallentor nochmal so gut. Sprich: die Feuerwehr ist gut für gute Geschichten. Und, drittens: Feuerwehrleute sind wichtige Tippgeber – für Alexander Stuth, aber natürlich auch für mich, also für alle Medienlümmel, die sich auf den Dörfern tummeln. Insofern ist es für einen Reporter, für einen Radiosender, immer sinnvoll, bei der Feuerwehr wohl gelitten zu sein.

Und genau das kriegt Alexander Stuth mit seinem Podcast, so mein Eindruck, gut hin. Parallel baut er eine Community auf, gut 1000 Leute sind es schon in einer Facebook-Gruppe, und jede Sendung bietet der Feuerwehr-Community etwas: echt wichtige Fakten – wie etwa beim Waldbrandlöschfahrzeug oder der Feuerwehrtechnischen Trainingszentrale, Wertschätzung, etwa wenn der Innenminister reden darf und eine eigene Plattform: und da sind zu hören vor allem die Kameraden oder Leute aus dem Umfeld von Feuerwehren. Als Insider hat Alexander Stuth in der Regel die richtigen Fragen parat und von der technischen Qualität her gibts natürlich nichts zu meckern.

Besonders schön:
– wenn Feuerwehrleute ins Schwärmen geraten
– wenn der Reporter die Situation und was er sieht schildert
– wenn die Fachsprache sich Bahn bricht

Bisschen schwierig:
– die Verpackung: ist halt klassisches Formatradio. Ist nicht schlimm, aber so ein schickes eigenes Jingle wäre auch schön.

Und sonst so:
Ich bin befangen. Hat zwei Gründe: auf dem kleinen Radiomarkt im Land gibt es zwei Privatradios, eines davon ist Ostseewelle und es gibt den NDR mit NDR1 Radio MV – das ist der Sender, für den ich arbeite. Und natürlich gucken wir uns gegenseitig auf die Finger. Und wetteifern um Hörer. Und darum, wer welche Info zuerst hat, wer welche Details zuerst berichten kann. Insofern könnte man sagen: Alexander Stuth und ich – wir sind so etwas wie Konkurrenten. Und jetzt kommt mit einem „aber“ der zweite Grund: ich bin auch befangen weil Alex und ich uns kennen, seit einem längeren Einsatz bei einem Hochwasser an der Elbe, gemeinsame Feierabende am Grill mit Blick aufs Wasser, und auch wenn unsere persönlichen Arbeitsweisen und die Ressourcen unserer Sender sehr verschieden sind, wir sind seitdem in Kontakt, behalten die Arbeit des jeweils anderen in wohlwollendem Blick (ich glaube die Formulierung trifft es ganz gut). Und hin und wieder schreiben wir uns sogar die Meinung. Deshalb bin ich vielleicht nicht der beste, um über diesen Podcast zu schreiben, aber er kommt aus MV und ihn nicht vorzustellen, das wäre ja erst recht piefig. Das nur zur Einordnung.

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