Neue Lieder auf Plattdeutsch Teil 4/5: De letzt´ grote Swienfisch

Was wäre, wenn eine seltsame, geheime Macht unser Tun steuert?

Ja, ähem… nein. Quatsch. Unfug. Spökenkiekerei… Ich muss zugeben, das ist noch nicht einmal eine rhetorische Frage… mehr so Clickbait, um Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dranbleiben zu motivieren… Denn um eine kleine Spottgeschichte, die den Aberglauben auf die Schippe nimmt, geht es in diesem Text:

Krischan kann nicht raus zum Segeln, sein Steuer ist kaputt. Sein Glück, denn an diesem Tag sterben zwei Brüder in den Wellen, es trifft Krischans Segelkumpane, mit denen er sich manch Wettrennen geliefert hat. Und weil im Dorf der Glauben spukt von einem riesenhaften Schweinswal, der denen, die ihn sehen Gutes zukommen lässt, und die bestraft, die Böses tun, sind auch in dieser Sache die Dorfbewohner gewillt zu glauben, es müsse der Schweinswal gewesen sein, der das Steuer zerstört und damit Krischan das Leben gerettet hat. Schließlich ist Krischan kurz danach Vater geworden… So einen lässt man doch am Leben, schon des Kindes wegen… Doch warum mussten dann die Brüder sterben? Haben sie vielleicht etwas Furchtbares getan, so dass ihre Schuld gesühnt werden musste? Das alles fragen sich die Leute im Dorf an der Küste und sind gänzlich verwirrt, als etwas später Krischan Frau und Kind verlässt – sich aber herausstellt, dass die Brüder wahre Gönner waren… Wenn nun aber der Böse gerettet wird und die Guten nicht… was wohl hat sich der Schweinswal dann dabei gedacht? … Vollständigen Beitrag lesenNeue Lieder auf Plattdeutsch Teil 4/5: De letzt´ grote Swienfisch

Neue Lieder auf Plattdeutsch Teil 3/5: Let the Schuen´boehn burn

Als Kind hab ich viel Zeit in der Werkstatt meines Großvaters verbracht. Hier hatte alles seinen Platz, ohne dass es dort je aufgeräumt gewesen wäre. Aber in dem vermeintlichen Chaos fand sich eben alles, was nötig ist, um Puppenhäuser zu bauen, eine Garage zu entwässern oder Traktorreifen zu wechseln. Als mein Großvater dann starb, wurde all das für ein paar Jahre zu einem kleinen Museum, zu einem Erinnerungsort. Und schon immer hab ich drüber nachgedacht, darüber zu schreiben: wie jeder Gegenstand ein Stück von dem Menschen in sich trägt, der ihn einmal angeschafft und dann lange benutzt hat. Und natürlich über dieses seltsam ambivalente Verhältnis, das ich als Nachkomme nun zu all dem habe. Weil es die Sachen meines Großvaters waren, lag es nicht an mir zu entscheiden, was mit all dem wird und ich bin froh darüber, ich hab das Taschenmesser meines Opas und das ist gut so. Doch was wäre wenn… … Vollständigen Beitrag lesenNeue Lieder auf Plattdeutsch Teil 3/5: Let the Schuen´boehn burn

Neue Lieder auf Plattdeutsch Teil 2/5: Dat rüückt schnåksch.

Klebrig… das ist ein Wort, das ich abseits der eigentlichen Bedeutung immer mehr nutze, wenn ich beschreiben will, dass es im Handeln oder im Denken eines anderen irgendwie seltsam zugeht. Wenn einer zum Beispiel herumläuft mit der These, man könne dies oder jenes ja gar nicht mehr sagen, dann aber seine These, dass man ja dies oder jenes gar nicht mehr sagen könne, überall breit tritt – in der Zeitung, im Fernsehen, in Büchern – und sich entweder dabei gar nicht bewusst ist, was er da für einen Unsinn verzapft, oder einfach nur Kasse machen will. Oder, viel schlimmer, den Diskurs aus Angst vor Widerspruch ideologisch so beeinflussen will, dass Leute am Ende wirklich glauben, es gäbe Rede- oder Denkverbote. Das ist klebrig und wer sich mit solchen Leuten gemein macht, der macht sich schmutzig. Wir müssen das hier nicht ausdiskutieren, aber vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es immer gut ist, sich einer Diskussion zu stellen, besser jedenfalls, als stattdessen von Denk- oder Redeverboten zu fantasieren. Und darauf, dass es absurd ist, öffentlich in allen Medien die Sachen zu sagen, von denen man behauptet, sie nicht mehr sagen zu dürfen. … Vollständigen Beitrag lesenNeue Lieder auf Plattdeutsch Teil 2/5: Dat rüückt schnåksch.

Neue Lieder auf Plattdeutsch Teil 1/5: De lütt dreieckig’ Diern

Als die „Lieder für Frieda“ entstanden sind, im Winter 2019/2020, war das, wie eine Sprachlosigkeit zu überwinden. Ich war mir sicher – und bin es immer noch – dass das letzte, was diese Welt braucht, noch ein mittelalter Sänger ist. Aber: vielleicht braucht Frieda ein paar Lieder auf den Weg. Und dann hab ich losgeschrieben und ein Lied sollte ein Spiel mit der Perspektive sein.

Beim Song „Ein dreieckiges Mädchen“, wollte ich den Blick lenken vom großen blauen Ball im All bis hinunter unters Bett, dorthin, wo in einer Schachtel unter Staub eine Blatt Papier liegt. Und darauf, wohl gemalt von einem Kind, ein dreieckiges Mädchen, das schwebt. Wer je ein Kind hat ein Mädchen im Kleid malen sehen weiß, was es mit dem Dreieck auf sich hat. Und in der zweiten Strophe dann geht die wilde Fahrt der Perspektive weiter: das gezeichnete Kind hält – wie einen Luftballon womöglich – einen blauen Ball im All… … Vollständigen Beitrag lesenNeue Lieder auf Plattdeutsch Teil 1/5: De lütt dreieckig’ Diern

Zurück in die Zukunft: thom* liehrt Platt

Ich bin ungeduldig. Sehr, sehr ungeduldig. Ich möchte in Monaten nachholen, was ich in Jahrzehnten versäumt hab. Ich möchte eine Sprache wiederfinden. Eine Sprache, die mich schon immer begleitet hat, die aber zu sprechen ich einerseits nie gefordert war und mir andererseits selbst nicht in den Sinn gekommen ist. Bis jetzt.

Vaddern ist der letzte plattdeutsche Muttersprachler in meiner Familie, doch war und ist er weder Platt-Aktivist noch Pädagoge und ließ deshalb mich unbehelligt mit seiner Sprache. Und auch ihm tönen, davon gehe ich aus, noch heute die Sätze seiner Kindheit im Ohr: Sprich Hochdeutsch. Sonst wirst Du nichts, hieß es da. Vaddern sprach Hochdeutsch und wurde etwas. Und seine Mutter, sein Vater, Bauern ohne Scholle, haben sicher auch immer wieder gehört: Sprecht Hochdeutsch mit den Kindern, sonst kommen sie in der Schule nicht mit, sonst werden sie für schlicht im Geiste gehalten. Das war so nicht nur im Dorf am Ende der Straße, sondern in Ost und West, hab ich gelernt.
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24 Häkchen auf der Liste – der Adventskalender bei Instagram

Sie können es ruhig zugeben… auch in Ihrem Hinterkopf schlummert eine kleine Liste der Dinge, die Sie gern noch riechen, lieben, hören, fühlen, anschauen oder durchleben wollen. Als in The Cure verliebtes Jüngelchen zum Beispiel wollte ich unbedingt Big Ben schlagen hören, den Tower, die Themse sehen. Ging dann relativ schnell, weil: Grenze offen. Häkchen dran. Für den Adventskalender hab ich die Sache umgedreht.

24 Häkchen auf der Liste – das ist ein Adventskalender mit Geschichten, die mir passiert sind, oder passiert sein könnten, 24 Mini-Anekdoten die Ereignisse beschreiben, die ich nie geplant hatte, die aber nun als abgehakt auf einer Liste stehen könnten, die es nicht gibt. Die 24 Intros für die winzigen Texte sind zusammengestellt aus Fotos der vergangenen zehn Jahre – der Algorithmus hat mir dafür rund 1.500 Fotos herausgesucht, die entweder Selfies sind, oder auf denen ich erkannt wurde. … Vollständigen Beitrag lesen24 Häkchen auf der Liste – der Adventskalender bei Instagram

Reden über Medien: Zu Gast im Podcast „Man müsste mal…“

„Man müsste mal…“ ist ein Podcast mit leicht irreführendem Namen. Denn zu Gast sind bei Claus Oellerking und Andreas Lußky regelmäßig Menschen, die über das „Man müsste mal…“ längst hinaus sind und – so nennen ich es mal der Einfachheit halber – irgendetwas tun, damit ein Stückchen Welt ein Stückchen besser wird. Hier habe ich über den Podcast geschrieben – Andreas ist zudem mein Kollege, wir teilen ein Büro.

Jetzt durfte ich zu Gast sein. Obwohl ich nicht so recht ins Raster passe. Aber dass ich in einem Seminar mit Schülern in Neubrandenburg einen Podcast basteln durfte, war den Gastgebern Anlass mich einzuladen und in einer guten halben Stunde habe ich erzählt, warum es mir wichtig ist, mit jungen Leuten über Medien zu reden. … Vollständigen Beitrag lesenReden über Medien: Zu Gast im Podcast „Man müsste mal…“

Wahrheit oder Lüge: Wie wir einen Zaun gezogen haben um den Tollensesee

Die Warze am Hinterteil der Gesellschaft, nein, das ist viel zu milde, ein Bandwurm, ein Geschwür, ein Virus, eine Wucherung ist die Lüge. Im Märchen, wenn der Kaiser von eigener Eitelkeit geblendet unbekleidet vors Volk tritt, sind es die Kinder, die aufstehen und rufen: „Er ist ja ganz nackt!“ Und dann ist die Lüge entlarvt, die Redlichen liegen lachend sich in den Armen und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute – immun gegen Blendwerk und bösartige Täuschung.

Vielleicht ist diese Einleitung ein bisschen drüber, dafür, dass ich nur kurz erzählen will von einem Workshop, für den ich quer durchs Land nach Neubrandenburg gefahren bin. Zwei Tage haben wir an einem Podcast gearbeitet – um Lügen, Propaganda und strategisch gestreute Unwahrheiten ging es dabei – und so neugierig 14- und 15-Jährige eben sein können, saßen mir gegenüber im Kirchenraum der Medienwerkstatt Latücht, der sonst Kinosaal ist, Mädchen und Jungen einer Schulklasse mit dem schönen Namen „Fortuna“. … Vollständigen Beitrag lesenWahrheit oder Lüge: Wie wir einen Zaun gezogen haben um den Tollensesee

Mutmacher. Wie ein Hörbuch entstanden ist

Ich habe schon sehr lange damit geliebäugelt, mal ein Hörbuch aufzunehmen. Immer wieder haben Mitmenschen meine Eitelkeit gestreichelt, indem sie mir genau das nahelegten: „Och, wenn Du ein Hörbuch sprechen würdest, ich würds hören…“

Nun ist es passiert. Was genau passiert ist, was ich gelernt habe, wie das Hörbuch klingt und warum ich mich über ein Dankeschön ganz besonders gefreut habe: Einfach weiterlesen. … Vollständigen Beitrag lesenMutmacher. Wie ein Hörbuch entstanden ist

Tempo 30 in der Stadt: Meine Kleingärtner und ich

Dass in mir Kleingärtner wohnen, Leute, die schimpfen, wenn andere Leute nicht blinken und die Ohren spitzen, wenn am Sonntag ein Rasenmäher läuft, das musste ich schweren Herzens akzeptieren. Es gilt, sie innerhalb der Kleingartensparte zu halten, im eingezäunten Bereich und immer, wenn sie brüllen zu prüfen, ob in ihrer Wut ein Funken Vernunft schimmert, oder ob eigene Unzufriedenheit macht, dass wir gemeinsam nörgeln und schimpfen, grummeln und gnatzen.

Und nun schimpft einer der Kleingärtner in mir mal wieder. Ich beobachte das seit einiger Zeit. Ausgerechnet mein auf Regeln fixierter Heckenpfleger hat sich aufwiegeln lassen, von denen, die sich mit Stadtplanung für Menschen beschäftigen, von Fahrradaktivisten und all den anderen, die in letzter Zeit immer vehementer die Vorherrschaft des Autos anprangern. Und je mehr ich zuhöre, umso mehr bin ich bereit zu sehen, dass es ja gar nicht gottgegeben ist, dass Fußwege schmal und Parkzonen breit, Bordsteine an Kreuzungen hoch und die Fahrbahnen für Autos glatt und eben sind. Und dass es für alle von Vorteil wäre, an diesem Ungleichgewicht etwas zu ändern.

Vieles ist offenbar saukompliziert. Welt retten, gerechte Verteilung der Ressourcen, Bildung. Dringend nötig. Läuft nicht. Inklusion – wie beschämend ist der Zustand derzeit, bitte? Und dennoch kriegen wir so wenig auf die Reihe. Doch hier ist endlich etwas, das ganz einfach zu machen wäre und an dem, so sehr ich auch grübele, kein Haken zu finden ist: Tempo 30 innerorts… … Vollständigen Beitrag lesenTempo 30 in der Stadt: Meine Kleingärtner und ich